Hast du Dir schon mal das Profil eines Dates angeschaut, nur um Dich über dessen vagen Job „im Finanzwesen“ zu wundern? Typisch Blowfishing. Gut möglich, dass Du über einen Blowfisher gestolpert bist, eine Spezies von Menschen, die man hauptsächlich auf Dating-Apps findet.
Woher kommt der Ausdruck Blowfishing?
Das „Urban Dictionary“ definiert das trügerische Verhalten folgendermaßen: „Blowfishing ist, wenn eine Person versucht, groß zu erscheinen, um zu versuchen, (ein Individuum, ein Tier, eine/n GegnerIn, eine/n AngreiferIn) einzuschüchtern oder zu erschrecken.“
Dieses Verhalten wird vor allem in der Tierwelt beobachtet, woher das Dating-Phänomen auch seinen Namen hat. Kugelfische (Englisch: blowfish) plustern sich auf, wenn sie in Gefahr sind, um Gegner abzuwehren. Beim „Blowfishing“ im Zusammenhang mit Online-Dating bläht sich eine Person also auf und täuscht vor, etwas zu sein, was er/sie in Wahrheit gar nicht ist.
BeimOnline-Dating bedeutet das, dass man sich auf den Fotos schöner macht, vorgibt schlauer oder erfolgreicher zu sein und ein cooleres Leben führt (geht viel auf Festivals, hat viele Freunde, ist witzig) als man es eigentlich ist.
Blowfishing erklärt
Nicht zu verwechseln mit Catfishing! Blowfishing ist ein wenig subtiler. Während ein Catsish sein Aussehen verfälscht und eine völlig andere Identität benutzt, um Menschen anzulocken, ist Blowfishing die weitaus üblichere Praxis, den eigenen Lebensstil aufzublasen, um großartiger zu erscheinen, als er tatsächlich ist. Das von Cris Che Axé benannte Phänomen hat in letzter Zeit für einige Diskussionen im Internet gesorgt. Aber Spaß beiseite: es ist eine Form der Manipulation. Laut Axé lügt jemand über seinen Lebensstil, sein Vermögen, seine Interessen, seine Fähigkeiten, seine Bekannten oder seine Gewohnheiten, um eine Beziehung zu gewinnen.
Nochmal zur Erinnerung: Catfishing ist, wenn jemand über sein Aussehen oder seine Identität lügt, um eine Beziehung zu gewinnen. Beim Blowfishing geht es nicht um Lügen über das Aussehen oder die Identität, aber es kann ähnliche und verheerende Auswirkungen haben: Blowfishing ist, wenn jemand über seinen Lebensstil, seine Vermögenswerte, Interessen, Fähigkeiten oder Gewohnheiten lügt, um eine Beziehung zu gewinnen.
Selbstoptimierung oder Manipulation
Wir alle pflegen unsere sozialen Medien, indem wir die unschönen Dinge weglassen, um uns so zu präsentieren, wie wir es wollen, aber es gibt sicherlich eine Grenze zwischen harmloser Kuration und bewußter Manipulation. Der entscheidende Unterschied liegt in der Absicht: Wenn jemand aktiv versucht, Menschen zu manipulieren, anstatt sich nur durch Weglassen der schlechten Seiten zu verkaufen. Ob es nun darum geht, sich in Bezug auf den Job bedeckt zu halten, um größere Erfolge anzudeuten, Bilder von sich in Luxushäusern oder Restaurants zu posten, in denen sie in Wirklichkeit nicht sind, oder sogar schicke Mietwagen zu mieten und diese als ihre eigenen ausgegeben werden – Blowfishing kann über soziale Medien, Dating-Apps oder sogar bei persönlichen Gesprächen stattfinden.
Alle versuchen, eigentlich so oft es geht, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Ob auf Social Media, beim Online-Dating oder in echten Gesprächen. Das ist erst mal nichts Verwerfliches: Hier mal die eigene Persönlichkeit etwas aktiver darstellen, da mal eine Situation beschönigen.
Auch beim Dating verrät man wahrscheinlich auch erst zu einem späteren Zeitpunkt von sehr persönlichen Geschichten, die möglicherweise Themen wie psychische oder körperliche Krankheiten sowie finanzielle Probleme beinhalten.
Das ist ja auch alles voll im akzeptablen Rahmen. Doch beim sogenannten „Blowfishing“ wird dieses Phänomen bis zum Extrem getrieben, wo es sich nicht mehr um Selbstoptimierung, sondern Manipulation handelt, sodass die jeweilige Person an Glaubwürdigkeit verliert und Drama vorprogrammiert ist. So gaukeln Dating-Partner zum Beispiel wie der Tinder-Schwindler großen Reichtum vor, indem sie Bilder von sich in Luxusvillen oder Restaurants posten, in denen sie gar nicht sind.
Warum betreiben Menschen Blowfishing?
Menschen betreiben Catfishing aus den unterschiedlichsten Gründen, z. B. aus finanziellen Gründen oder um Macht zu erlangen. Blowfishing findet jedoch fast ausschließlich im Dating-Kontext statt, um für potenzielle Partner attraktiver zu erscheinen. Diejenigen, die diese Täuschung anwenden, geben sich unter Umständen große Mühe, den Schein zu wahren, so dass es schwieriger ist, sie zu enttarnen, wenn sie Ihnen keinen Grund geben, zu zweifeln.
In der hart umkämpften Welt der modernen Partnersuche ist es verständlich, dass man einen attraktiven Lebensstil vorgeben möchte. Vielleicht reden wir uns ein, dass alles andere unwichtig ist, wenn man uns erst einmal kennen gelernt hat. Aber wollen wir uns wirklich mit dem Gedanken abfinden, dass jemand nur deshalb nach rechts gestrichen hat, weil er unseren Job als Bankangestellter für einen hochkarätigen Finanzjob hält? Das ist keine gute Art, eine Beziehung zu beginnen, und jemand, der dich nach deinen falschen Angaben beurteilt, ist wahrscheinlich nicht der Richtige. Und wenn Sie sich einreden, dass es an ihnen liegt, wenn sie voreilige Schlüsse ziehen, ist vielleicht ein wenig Selbstreflexion angebracht.
Doch inwiefern ist diese Methode überhaupt zielführend, insbesondere beim Dating, wo man sowieso an dem einen oder anderen Punkt die Hosen runterlassen muss? Klar. Am Anfang erreicht man vielleicht, was man möchte: Man erhält ein Date mit der ersehnten Person und schläft vielleicht sogar mit ihr. Doch sobald man an mehr interessiert ist, als einem One-Night-Stand, kommt man mit dieser Methode nicht sehr weit und das Drama nimmt seinen Lauf.
Hier sind drei Anzeichen dafür, dass Du es mit einem Kugelfisch zu tun hast
Niemand möchte der Person, mit der er sich trifft, gegenüber misstrauisch sein, aber die traurige Realität bei Dates mit Fremden ist, dass man ein wenig auf der Hut sein sollte. Sie müssen nicht davon ausgehen, dass jeder darauf aus ist, Sie zu manipulieren, aber ignorieren Sie nicht die Warnsignale. Folgende Punkte sollten Warnsignale für euch sein und euch darauf hinweisen, dass etwas nicht so läuft, wie es laufen soll: Ungereimtheiten in ihren Geschichten, begrenzte Details über ihr Leben, wenn man ein wenig nachhakt, oder wenn sie immer in einer selbstverherrlichenden Art und Weise über sich selbst sprechen.
Wenn ihr eine Person datet und ihr euch nicht sicher seid, ob ihr gerade Opfer von Blowfishing werdet, solltet ihr am besten auf euer Bauchgefühl hören, denn dieses liegt meist richtig. Wenn ihr ein ungutes Gefühl habt oder das Gefühl habt, dass die andere Person euch nicht die komplette Wahrheit erzählt, dann konfrontiert sie am besten damit.
Du hast immer noch ein komisches Bauchgefühl? In der Welt der Partnersuche ist manchmal alles, was du hast, dein Bauchgefühl. Vertraue ihm. Eine weise Frau hat mir einmal gesagt, dass man keinen Grund braucht, um eine Beziehung zu beenden.
Vorzugeben jemand zu sein, der man nicht ist, ist nie eine gute Idee.
Die betrügende Person schleppt die ganze Zeit ein Geheimnis und eine Lüge mit sich herum, die wie ein Damokles-Schwert über einem hängt und als ständige Erinnerung daran dient, der Konfrontation mit der Wahrheit nicht entgehen zu können – zumindest, solange sie auf eine weiterführende Beziehung aus sind, die auf Respekt aufgebaut ist. Außerdem sollte man sich fragen, ob das „Blowfishing“ überhaupt von Nöten ist, denn, wenn die Nutzer auf den Dating-Plattformen einen nicht so nehmen, wie man ist, wie soll daraus jemals eine aufrichtige Beziehung werden?
Bei der betrogenen Person führt „Blowfishing“ natürlich vor der Enthüllung dazu, dass sie sich auf eine Person einlässt, die sie gar nicht wirklich kennt. Nach der Enthüllung empfindet sie meist Misstrauen und ist verletzt. Ein solcher Betrug kann eine entstehende Beziehung ganz schön auf die Probe stellen und schließlich sogar beenden. Am Ende sitzen beide mit Herzschmerz da. Ob es das wert war? Wohl eher nicht. Aus den genannten Gründen ist „Blowfishing“ nie eine gute Idee.