4400 Dollar Schaden pro Opfer – die erfolgreichsten Lügen der Dating-Schwindler

In den USA haben Betrüger mit vorgetäuschter Liebe einen Milliardenschaden angerichtet. Besonders zwei Trends machen es schwierig, die Maschen zu entlarven – auch in Deutschland. Dabei können potenzielle Opfer recht einfach unehrlichen Verehrern auf die Schliche kommen.

Allein dieser Satz hat Amerikanern im vergangenen Jahr Hunderte Millionen Dollar gekostet: „Ich kann Dir beibringen, wie man investiert“. Das freundlich klingende Angebot gehörte zu den beliebtesten Fallen von sogenannten Love-Scammern – sozusagen modernen Heiratsschwindlern. Im Internet gaukeln sie – meist gegenüber Frauen – die große Liebe vor, um sie anschließend zu betrügen. Nicht nur emotional, sondern auch finanziell.

Die US-Verbraucherschutzbehörde FTC hat nun berechnet, welchen Schaden der Liebesbetrug in den Vereinigten Staaten allein im vergangenen Jahr angerichtet hat. Die Summe beläuft sich demnach auf ganze 1,3 Milliarden Dollar. Mehr als 70.000 Fälle wurden den Ermittlungsbehörden gemeldet, pro Opfer entspricht das also einem Verlust von rund 4400 Dollar. Und die Dunkelziffer dürfte hoch sein.

Das Phänomen des modernen Heiratsschwindels ist nicht neu. Dennoch schaffen es die Betrüger, Jahr für Jahr exorbitante Summen zu erbeuten. Das liegt auch daran, dass sie ihre Strategie ständig anpassen, wie die FTC erklärt. Auf dem ersten Rang der beliebtesten Maschen ist zwar immer noch die Erzählung, krank zu sein oder im Gefängnis zu sitzen – und deshalb dringend Geld zu benötigen (24 Prozent aller Fälle). Aber: Die Love-Scammer legen ihre Opfer immer seltener mit vorgetäuschter Not herein, stattdessen immer häufiger mit vermeintlichen Hilfsangeboten.

In mehr als jedem sechsten Fall versprechen die Betrüger, das Geld ihrer neuen Liebschaften erfolgreich anlegen zu wollen. „Sie behaupten etwa, ein erfolgreicher Krypto-Investor zu sein, der weiß, wie es funktioniert“, warnt die FTC in ihrem Bericht. In ebenso vielen Fällen geben Kriminelle demnach vor, ihrem Opfer ein Geschenk per Post schicken zu wollen – und Geld für den Versand zu benötigen. Und in sieben Prozent der Fälle seien die Love-Scammer plötzlich an Geld oder Gold gekommen, das sie mit ihrer Internetbekanntschaft teilen wollen – sofern diese sich an den Transaktionsgebühren beteiligt.

Doch noch ein zweiter Trend sorgt dafür, dass Betrüger erst später auffliegen. Sie versuchen es bei ihren Opfern nicht mehr hauptsächlich über die beliebten Dating-Plattformen und Apps, sondern suchen die direkte Kontaktaufnahme – etwa über soziale Netzwerke. Das gibt den Angesprochenen das Gefühl, dass jemand zufällig auf sie aufmerksam geworden ist – und nicht gezielt nach der großen Liebe gesucht hat.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist image-12-1024x881.png

Tatsächlich gaben 40 Prozent der Betroffenen an, dass der Kontakt über soziale Medien zustande kam. Nur 19 Prozent sagten, sie wurden auf einer Website oder App angeschrieben. Und selbst dann sollen die Love Scammer meist schnell zu privaten Messenger-Diensten wie WhatsApp oder Telegram gewechselt haben.

Love Scam ist längst ein weltweites Phänomen und auch in Deutschland verbreitet, weiß Thilo Marxsen von der Polizei Hamburg. Eine aussagekräftige Statistik wie in den USA gebe es hierzulande zwar nicht. Fälle von Love-Scamming werden als „sonstiger Betrug“ erfasst – also gemeinsam mit anderen Trickbetrügereien.

Die Polizei Hamburg hat dennoch eine interne Erhebung für die gemeldeten Fälle in der Hansestadt gemacht. Demnach ist der Gesamtschaden von rund 313.000 Euro in 2019 auf immerhin 2,9 Millionen Euro im vergangenen Jahr gestiegen.

Das Landeskriminalamt geht zudem von einer hohen Dunkelziffer aus. „Zum einen dauert es sehr lange, bis die Opfer realisieren, dass sie betrogen wurden“, sagt Marxsen. Zum anderen trauten sich die Opfer möglicherweise aus Scham häufig nicht, mit den Behörden zu sprechen. „Nicht selten werden Taten erst durch die Initiative von nahen Verwandten bekannt und angezeigt“, sagt Marxsen. Schließlich seien die Opfer emotional oft sehr verletzt.

Liebeserklärungen nach kürzester Zeit sind das erste Warnzeichen

Die Polizei Hamburg gibt deshalb Hinweise, worauf man beim Online-Dating achten sollten. Ein Anzeichen für Betrug sei etwa, wenn Nutzer bereits nach kürzester Zeit mit Liebeserklärungen überhäuft werden. Auch würden Liebesbetrüger oft Treffen vorgeschlagen, die jedoch im letzten Moment aus verschiedensten Gründen abgesagt werden. Der Kontakt findet also ausschließlich online statt. Die Polizei Hamburg rät deshalb, auf das eigene Bauchgefühl zu hören: „So viele Zufälle, die eine persönliche Begegnung im letzten Moment doch noch verhindern, gibt es nicht.“

Daneben lasse sich Betrügern mit ein paar Kniffen schneller auf die Schliche kommen. Nutzer von Dating-Diensten sollten Fotos ihrer Internetbekanntschaft mit einer Bilder-Rückwärtssuche überprüfen. Mit Suchmaschinen wie Google und Bing oder spezielle Bilddatenbanken wie Tineye.com lasse sich feststellen, ob Bild und Person übereinstimmen, rät die Polizei Hamburg.

about:blank

Und allgemein gelte: Auch wer datet, sollte keine persönlichen Daten, Bankverbindungen oder intime Fotos herausgeben. „Ein gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit“, sagt Marxsen.

4400 Dollar Schaden pro Opfer – die erfolgreichsten Lügen der Dating-Schwindler2
Nach oben scrollen